Im echten Leben sehen Rifle Platoons in vielen Armeen etwa wie folgt aus.
a. Hauptquartier aus Anführer, Stellvertreter, Medic und RTO. Oftmals werden an das HQ auch Forward Observer anknüpft, FACs sind auch möglich.
b.
Drei organische Manövrierelemente, die alle exakt gleich aufgebaut sind. Gibt es nur zwei Manövrierelemente wird das Platoon sehr leicht festgenagelt und braucht dann Unterstützung von ihrer Company. In der US Army ist das das Rifle Squad, bestehend aus Squad Leader, und je zwei Team Leadern, Automatic Riflemen, Grenadieren und Riflemen*.
c. Ggf. ein Unterstützungselement. Dieses trägt die schwereren Waffen des Platoons, wie z.B. MMGs oder Panzerabwehrwaffen. Meistens handelt es sich hier um Zwei- bis Drei-Mann-Teams die eine Waffen gemeinsam bedienen; diese Teams können auch abgegliedert werden und möglicherweise einem der Manövrierelemente unterstellt (das ist bspw. mehr oder weniger Standard im 75. Ranger Regiment der US Army). Beispiel aus der US Army ist hier das Weapons Squad, bestehend aus Squad Leader, zwei M240 MG-Teams und zwei Javelin-Teams.
Hat man jetzt eine sinnvolle Struktur, hat man auch eine sehr schlagfertige Truppe die sehr viel anrichten kann. Während das Unterstützungselement ggf. mit einem Manövrierelement Unterdrückungsfeuer gibt und den Feind festnagelt kann der Rest manövrieren um den Feind zu zerstören. Das sog. Fire and Movement ist die Grundlage der Taktik im Platoon und im Squad.
Aber mal konkreter zu den Fragen:
1. "Wie lassen sich Fahrzeuge einbringen"
Wenn es sich um gepanzerte Fahrzeuge handelt, die die Infanterie tragen, dann hat man gleich viel mehr Möglichkeiten. Statt der gewöhnlichen 3-4 Elemente hat man jetzt nochmal 4 mehr durch die Fahrzeuge.
Allerdings sind 8 Elemente viel zu viel um nur von einer Person geführt zu werden. Dafür gibt mehrere Lösungen:
a. Man gliedert die Fahrzeuge den Squads an. Man reduziert also die Anzahl der Elemente auf 4. Führungsaufwand verringert sich drastisch, aber die Flexibilität lässt zu wünschen übrig.
b. Der Platoonleader führt die Infanterie, während der Sergeant die Fahrzeuge führt. Ebenfalls suboptimal, da die beiden Teile oft zusammen agieren müssen, und hier ist der Führungsaufwand maximal.
Was macht man also?
Man bereitet sein Platoon auf beide Fälle vor. Alle Fahrzeugkommandanten und Squadleader sind gebrieft wie sie agieren wenn sie gruppiert sind (Squad mit Fahrzeug) und wer da das Kommando hat und es ist ebenfalls klar wie die Prozedur des Absplittens funktioniert. Es ist hier wichtig, dass die Fahrzeugkommandanten alle Frequenzen der Infanterie kennen und andersherum, um schnelles wechseln zu vereinfachen.
Jetzt kann man in der langweiligen Konvoifahrt, die wenig Aufwand braucht die Fahrzeugführung an die Squad Leader abwälzen, aber sich situationsbedingt das Kommando wieder zurücknehmen.
Greift man beispielsweise eine Stadt und klärt diese gerade, hat man die Option, nur ein Squad (das Unterstützungselement bietet sich an) mit zwei Fahrzeugen unter dem Kommando des Platoon Sergeants und dem restlichen Platoon HQ in Overwatch-Position zurückzulassen während zwei Squads mit je einem angegliederten Fahrzeug pro Squad die Stadt sichern. Das übrige Squad könnte in der Zwischenzeit einen Spähauftrag ausführen und ist im Notfall noch zur Unterstützung verfügbar.
2. "Wie tief darf der Platoonlead den SQL's in die Mikrotaktik pfuschen"
Generell darf der Platoonleader in und mit seinem Platoon alles machen was er will, er ist ja schließlich der Anführer. Allerdings sollte er es vermeiden, in der Mission größere Umstrukturierungen vorzunehmen und zu viel Micromanagement zu betreiben.
Ich rate dazu, am Anfang einige Standardprozeduren festzulegen, die dann später so automatisch umgesetzt werden. So könnte man z.B. den Squadleadern vorschreiben, dass sie die und die Formation in Squad und Fireteam anordnen sollen wenn sie in der und der Platoonformation laufen.
Was man auch nicht vergessen sollte: Ein richtiges Platoon hat viele Leute. Wenn ein Squad nicht grade im Stadtkampf ist oder keinen/einen weniger fordernden Auftrag hat, kann man davon einzelne Männer absplitten, die man für eigene Zwecke benutzt. So könnte man seinem 3. Squad, welches grade nur die Rücksicherung übernimmt, zwei Mann für logistische Aufgaben temporär abnehmen.
3. "Wie kann man das Platoon sonst einsetzen außer für Zangenbewegungen und Wachaufträge"
Die Frage verstehe ich nicht ganz. Ein Wachauftrag ist eine Aufgabe, während eine Zangenbewegung wohl eher eine Taktik ist. Je nachdem wie ein Platoon spezialisiert und ausgelegt ist, kann man damit alles machen.
*) Anzumerken ist, dass die Riflemen je nach Art des Platoon auch in Sonderrollen trainiert werden.
In einem Platoon eines Stryker Brigade Combat Teams ist ein Rifleman in jedem Squad ein Designated Marksman und der andere ein AT-Schütze mit Javelin.
Im Bradley Mechanized Infantry Platoon sind die beiden Riflemen dazu ausgebildet, zusammen je nach Lage ein MG-Team mit M240 oder ein AT-Team mit Javelin zu bilden.
Medics hingegen gibt es Squad-intern eigentlich nie. Höchstens Combat Lifesaver die eine begrenzte medizinische Ausbildung von ihrem Platoonmedic erhalten haben, aber sonst eine normale Rolle im Squad erfüllen.
Quellen zum Weiterlesen
1.
US Army FM 3-21.9: SBCT Infantry Rifle Platoon and Squad
2.
US Army FM 3-21.71: Mechanized Infantry Platoon and Squad (Bradley)
3.
US Army SH 21-76: Ranger Handbook
4.
US Army FM 3-21.8: The Infantry Rifle Platoon and Squad
5.
USMC MCRP 5-12D: Organization of Marine Corps Forces
6.
ANA 7-10.2: TACSOP (Afghanisches Militär)
Das wären so ein paar Primärquellen; auf Wikipedia findet sich allerdings auch noch einiges zu anderen Militärs. Wer sich für andere Länder interessiert, da kann ich dazu anraten einfach mal auf die englische Wikipedia Seite zu Squad oder Platoon zu gehen, die Sprache entsprechend des gewünschten Militärs umzustellen und dann mit Google zu übersetzen. Truppenauflistungen sind damit recht einfach zu verstehen.
(So im Nachhinein ist das ne ganze Menge Text. Aber ich hab ja sonst nichts zu tun
)