Hey Felix,
ich finde es sehr gut, dass du so ein Dokument erstellt hast. Ungeachtet der Dinge, die so gesagt wurden, bin ich der Meinung, dass jeder seinen eigenen Führungsstil entwerfen und leben sollte. Dadurch ist Diversität möglich und man kann sich entwickeln!
Wenn du deinen Führungsstil darauf hin ausrichtest, dass er in einem Ingame-Briefing klar verständlich gemacht werden kann und man keinerlei Vorwissen benötigt, ist das vollkommen ausreichend und vom Umfang her perfekt.
Drei Dinge würde ich anmerken:
1. Du hast sehr starke und strikte Definitionen in deinem Dokument verwendet. Meine Erfahrung hat gezeigt, dass solche Definitionen für sehr feine Manöver oft nicht notwendig sind und den "Arbeitsspeicher" von Soldaten oft unnötig auslasten. Gebe ich meinem Fireteam - oder so - den Befehl des "Taktischen Schwenks Flanke halb-rechts", dann muss das der Fireteamleader erstmal nachdenken, was genau jetzt dieser Plan bedeutet. In den allermeisten Fällen, reicht da der gesunde Menschenverstand, indem du dem Fireteamleader nicht befehlst, was er tun soll, sondern, was du erreichen möchtest. Zum Beispiel kannst du anstelle von: "Zwo, fall fünzig Meter zurück, geht in
volle Deckung, und geht dann bei dem Wald auf meiner rechten Seite in
Stellung!, lieber so etwas befehlen: "Zwo, weicht auf meine rechte Seite aus und helft beim Feind bekämpfen.
Was ist der Vorteil?
Dadurch, dass du deinem Fireteamleader befiehlst, was du willst, nicht was er soll, wird es wahrscheinlich zu sehr viel besseren Ergebnissen kommen. Denn der Fireteamleader muss erstens nicht darüber nachdenken, was genau du willst, und hat zweitens die Möglichkeit, eigenes Ermessen einzubringen.
So jedenfalls meine Erfahrung, deshalb halte ich nicht sehr viel von vielen ausgeklügelten Manöver-Befehlen.
2. Deine Formationen sind ebenfalls sehr strikt. Da hat ebenfalls meine Erfahrung gezeigt, dass Fireteamleader die Formation ihres Fireteams oft viel besser anpassen können, je nach Gelände. Es reicht in meinen Augen, zu sagen, ob man die Fireteams nebeneinander oder hintereinander sehen möchte.
Mir ist es noch nie passiert, dass es dadurch zu "Unfug" kam. Aber mir ist es schon sehr oft passiert, dass ein Fireteam, dass sich nicht darauf konzentrieren muss, "deine" Formation einzuhalten, sich dem Gelände besser anpasst.
3. Eine generelle Sache: In diesem Dokument fällt mir eines auf, dass ich gerne allen ans Herz legen würde:
Mir fällt auf, dass sehr vieles bei Gruppe W, auch von "offizieller" Seite, in Schemata, etc. ausgelagert wird. Und dadurch verlernen viele Menschen eines: Den eigenen Verstand zu benutzen.
Manöver, Lösungsansätze, Formationen. Sie alle fallen nicht vom Himmel. Werden aber meist nur mit einer Wenn-Dann-Beziehung gelehrt.
Wenn wir Feindkontakt erwarten, dann benutzen wir Raupenartiges Vorgehen.
Dass aber eigentlich der Befehl XY oder das Vorgehen AB logisch und notwendigerweise das einzig vertretbare Vorgehen ist und sich anbietet, wird meist unterschlagen.
Also werde ich in meinem letzten Punkt noch mal das bestärken, was ich bereits im ersten sagte: Weniger Manöver, Schemata, Formationen, mehr Nachdenken. Versteh' das jetzt nicht falsch. Ich weiß, dass du in deinen Squadleitfaden sehr viel Gehirnschmalz gesteckt hast und daher eben das Nachdenken eingebracht hast, was ich jetzt fordere, aber ich sehe das Problem eher darin, dass viele, die das Lesen, sich das Denken abnehmen lassen, weil sie probieren, auswendig zu lernen.
Aber nichts desto trotz ist es gut, dass du diesen Leitfaden geschrieben hast und ich freue mich auf mehr taktische Diskussionen, denn die sind dringend notwendig!
Edit: Habe gerade JRs kurzen und knackigen Post gelesen.
Verstehe in diesem Sinne meine Anmerkungen, denn so sind sie gemeint. Auch wenn ich denke, dass das Erstellen solcher Dokumente eher als Grundlage für Diskussion, denn als tatsächliche Anleitung genutzt werden sollte.